Ein paar kurze Worte...
...über die Welt und auch ein bisschen über mich
Mittwoch, 13. August 2008
Farbenfroh
geschrieben am Freitag, 22. Februar 2008
Natürlich hatten sie schon vorher getrunken. Das macht man schließlich so, um schon gut gelaunt anzukommen und von Beginn an feiern zu können. Was war schon dabei? Ein paar Bierchen, einige Kurze und ein Wodka-Fruchtsaft-Mix aus der 1,5-Liter-Cola-Flasche. Betrunken war keiner von ihnen, höchstens angeheitert. Genau richtig, so dass man gut drauf war. Schließlich wollten sie heute Spaß haben und die Bude rocken. Wer alles kommen würde, war nicht ganz klar, doch dass es sehr viele werden würden, wussten sie. Die meisten würden sie aus der Schule kennen, andere spätestens beim dritten Schnaps zu ihren Freunden zählen.
Sie mussten natürlich bereits in Partylaune sein, wenn sie dort auftauchten. Einen lahmen Haufen langweiliger Griesgräme konnte dort niemand gebrauchen. Sie wollten alle Spaß.
Als Kai, Dominik, Sascha und Sören bei Sandra an der Tür klingelten, war die Fete bereits gut besucht. Es war ja auch schon halb 12. Die vier wankten hinein in die dicke Luft und Schwaden aus Qualm, lauten Beats, Stimmengewirr und Gelächter. In allen Zimmern drängten sich die Gäste und im Zwielicht brauchten die vier Jungs dank bereits einiger Umdrehungen im Blut mehr als zwei Augenblicke, um die Gesichter im Raum den ihnen bekannten Personen zuordnen zu können. Doch schon bald war man vertieft in weltbewegende Diskussionen, verbrüderte sich mit den Freunden von Freunden und trank auf die Gastgeberin und den Weltfrieden. Die Stimmung war klasse. Ab und zu wurde auf die Toilette gewankt. Danach lag man sich mit dem vorm Klo Wartenden in den Armen und wünschte ihm viel Glück für sein weiteres Leben. Joints gingen rum, jeder zog mal. Wurde gehustet, ging das Gegröle los und aus Angebern wurden ausgelachte Milchbubis. Schon bald war man mit allen und jedem verwandt und es störte niemanden, dass Sascha wild mit der Freundin eines neuen besten Kumpels inmitten aller anderen herumknutschte. Die ersten verzogen sich unerlaubterweise auf die Zimmer im Obergeschoss; dass dort sonst die Eltern schliefen, interessierte die Jugendlichen nicht. Es wurde an jeder Ecke angeprostet, der Kühlschrank war bereits zum vierten Male leer und die milden Gaben von Neuankömmlingen wurden augenblicklich konfisziert und vernichtet.
Gegen zwei Uhr kam eine Gruppe von jungen Männern und mischte sich unter die ausgelassen feiernden Partygäste. Keiner fragte sich, woher sie kamen und wer sie waren, obwohl sie niemand eingeladen hatte. Stattdessen gab man ihnen Drinks und erzählte ihnen freundschaftlich, was man persönlich von der Unabhängigkeit des Kososo oder wie das Land da neben Jusoschlawnien, ach nee, Serbien, hieß, so hielt. In ihrem Rausch bemerkte niemand die unauffälligen Bewegungen. Doch die Party wurde nur besser. Wenig später lagen die ersten auf dem Boden und lallten wirre Worte, doch anscheinend schienen sie sich ausgesprochen wohl zu fühlen. Auch Kai begann zu schweben. Die Sternchen über Karens Kopf glitzerten bunt und ihr Gesicht bekam einen süßen Rotstich. Er lächelte und merkte verdutzt, wie er dabei nach links kippte. Zu spät fand er mit den Händen Halt an einer Jacke und sackte auf der Treppe zusammen. Doch es war wie ein Segelflug. Niemals hätte er gedacht, dass Umfallen so weich sein konnte. Und er sah den Sternenhimmel dabei. Und mittendrin Karens Gesicht. Und noch andere Gesichter. Er blinzelte und lächelte. Geile Party. Abgefahren. Das musste er Dominik erzählen, das mit dem Segelfliegen und den Sternen. Er stand auf, wollte ins Wohnzimmer zurückgehen, wo er vor einer Weile gewesen war, und merkte, dass er immer noch auf dem Boden im Flur lag. Verwundert sah er angestrengt nach rechts und bemerkte einen Fuß in seinem Gesicht. Er wollte nach ihm greifen, doch vor seinen Augen verschwamm das Bild und begann sich wirr zu drehen. Die Sterne wurden mehr. Bunte Farben mischten sich darunter und der Fuß verschwand wieder aus seinem Blickfeld. Merkwürdig... Aber verdammt krass. Das musste er Dominik erzählen. Aber erstmal wollte er den Farben zugucken. Raum und Zeit hatten aufgehört zu existieren.

Als er aufwachte, schmerzte sein linker Arm, seine Hüfte, aber vor allem sein Kopf. Er öffnete die Augen und wurde geblendet von beißend grellem Licht. Alles war weiß. Und das Weiß drehte sich im Kreis. Überfordert schloss Kai wieder die Augen und dachte an nichts.
Wenig später wagte er einen neuen Versuch. Das Schwindelgefühl hatte etwas nachgelassen und er konnte seinen Kopf etwas bewegen. Der Raum, in dem er lag, war definitiv ein Krankenhauszimmer. Fuck! Warum war er in einem Krankenhaus? Was war passiert? Warum tat ihm alles weh? Er stöhnte. Die Erinnerung war weg. Verdammt, was war passiert?? Warum war er verkabelt auf diesem Bett? Erschöpft kehrte er zurück in die Geborgenheit des Schlafs.
Seine Eltern und ein paar Freunde mussten ihn aufklären. Sie kamen nach einer Weile herein und schienen sichtlich erleichtert, ihn ansprechbar anzutreffen. Er wusste von nichts mehr. Nichts von der Party, nichts von den fremden Leuten, nichts von den Pillen.
Es war ihm wahrlich nicht gut gegangen in jener Nacht und den folgenden Tagen im Krankenhaus. Doch im Gegensatz zu Dominik würder er diesen Abend noch bereuen können.

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Äh...
...mal wieder was neues schreiben oder so?

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Mir fällt nix ein...

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Irgendwann kommt es wieder. Einfach so, aus dem Nichts.

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