Ein paar kurze Worte...
...über die Welt und auch ein bisschen über mich
Donnerstag, 27. März 2008
Im Irak - Pt. 5
5/7
Die Fahrt war ähnlich konfus wie die erste, obwohl P. nun auf einem gepolsterten Sitz statt auf einer Metallkiste saß und im Gegensatz zur ersten "Reise" sehen konnte, wann es bergauf und wann bergab ging. Man fuhr in einer Kolonne mit vier Jeeps sowie dem Bus. Die Straße führte sie quer durch die Wüste. Das Gelände erwies sich als äußerst hügelig und unregelmäßig, trockene Flussläufe wurden durchquert, dann wieder ebene Flächen. Wenig Vegetation schmückte die Aussicht und Anzeichen von menschlicher Einwirkung gab es so gut wie überhaupt nicht. Die Straße zeigte sich als das einzige, was auf Menscheneinfluss hinwies, auch wenn sie lediglich aus etwas befestigteren Fahrspuren bestand. Über viele Kilometer hinweg begegneten sie keinem einzigen Fahrzeug und erreichten keine Ortschaft. Es war wie in einer Mondlandschaft. Wäre P. nicht inmitten einer Horde Extremisten gefangen, wäre er vielleicht beeindruckt gewesen. Doch so sah er nur aus dem Fenster. Ohne Empfindungen, ohne Gedanken.
Die Irakis verhielten sich äußerst ruhig. Kaum einmal wurde ein Wort gesprochen. Sie schienen alle in Gedanken versunken und blickten stur geradeaus. Einige rauchten und machten die Luft im Toyota noch stickiger, als sie bei der Hitze ohnehin bereits war. Doch P.'s Übel waren ganz anderen Kalibers. Sie würden ihn irgendwo hinbringen. Und dort würde irgendetwas geschehen. Er wünschte sich, dass sie dort nie ankommen würden. Dass die Fahrt, so unangenehm sie auch war, nie enden würde. Welch sinnlos utopischer Wunsch...
Die Fahrt endete nahe einer Stadt in einer weiteren augenscheinlich verlassenen Ansammlung von Gebäuden. Es war eine Industrieanlage, vermutlich eine Erdölraffinerie. Hunderte unheimlich großer und tausende kleinerer Rohre wuchsen aus dem Boden empor, wanden sich in den irrsinnigsten Verläufen über den Boden und an Wegen entlang, um dann in Gebäuden oder wieder der Erde zu verschwinden. Schornsteine und Türme aus Metallstreben ragten in den Himmel, große flache fensterlose Hallen mit Wellblechdach und viele braune Speichertanks säumten die Straße. P. entdeckte allerhand Konstruktionen, welche er noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Pumpvorrichtungen, Turbinen, dreckige leere Klärbecken, riesige offene Ölabscheideschächte, Entschwefelungsanlagen, Reaktoren. P.'s Blick streifte desinteressiert über die Gebäude und sein Herz begann ihm langsam in den Magen zu sacken. Kein Mensch war zu sehen. Die Anlage war komplett stillgelegt. Was wollten sie hier?
Die Kolonne bog in die Einfahrt zu einer großen Lagerhalle ein, fuhr durch ein großes, verrostetes Tor und kam auf einem weitläufigen betonierten Platz zum Stehen. In Windeseile wurde aus den Fahrzeugen gesprungen und auch P. verließ den Bus plötzlicher als er es erwartet hatte. Drei Männer gingen schnellen Schrittes mit ihm zu einer der Hallen, während die Autos wieder lospreschten und hinter einer Ecke verschwanden. Keine halbe Minute hatte es gedauert und der Platz lag wieder still und menschenleer in der Mittagshitze, als ob nichts geschehen wäre.

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Falls sich jemand wundert:
Ich habe aufgrund der Länge von Teil 5 diesen noch einmal gespaltet und somit den gesamten Text in 7 Abschnitte geteilt.
Alle vorgegebenen Wörter sind nun verwendet. Wer damit zufrieden ist, muss nicht weiterlesen, darf es aber gerne tun :-P

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