Ein paar kurze Worte...
...über die Welt und auch ein bisschen über mich
Dienstag, 17. April 2007
Wach auf!
Vor einiger Zeit gab es einmal einen jungen Mann, der bald alt genug war, um seine Heimat zu verlassen und etwas Eigenes aus seinem Leben zu machen.
Dieser junge Mann hatte eine besondere Gabe, die allein ihm zuteil war: Er konnte im Traum Orte aus fernen Ländern sehen, er konnte erkennen, wie es dort zuging und wie man dort lebte. Dazu musste er lediglich, bevor er zu Bett ging, seinen alten Globus betrachten, den ihm sein Urgroßvater einst geschenkt hatte, und sich einige Zeit auf eine Stelle der Kugel konzentrieren.
Sobald er eingeschlafen war, erwachte seine Seele an jenem fernen Ort und beobachtete die Menschen und die Natur. Er konnte sehen, wie in China auf dem Markt die seltsamsten Tiere verkauft wurden, er konnte sehen, wie die Ureinwohner Australiens in den letzten Naturreservaten ihre Hütten bauten. Er konnte Schönes sehen. Er sah Menschen sich lieben, er schaute zu, wie sie ihre Kinder großzogen und er war dabei, wenn sie heirateten. Er sah gigantische Bauwerke, atemberaubende Landschaften und Tiere, die er sich nie vorzustellen gewagt hatte. Er konnte die gesamte Schönheit der Erde in seinen Träumen sehen, doch er sah auch die Schatten, die den Planeten durchzogen. Kriege, Ungerechtigkeit und Leid musste er so manches Mal ertragen, und wenn er aufwachte, lag er oftmals noch lange im Bett und sah an die weiße Decke seines kleinen Zimmers. Dann wusste er nicht, ob er seine Gabe verfluchen oder dessen dankbar sein sollte. Es war nicht leicht für ihn, damit umzugehen.
Doch der junge Mann tat es oft. Er wollte wissen, wie es in der Welt zuging. Meist reisten seine Träume in weit entlegene Länder und Städte, wo er staunen konnte und es niemals langweilig werden konnte, doch ab und zu besuchten sie auch sein Nachbardorf. Dort wohnte das Mädchen, das er vor einiger Zeit kennengelernt hatte. Er stand dann neben ihrem Bett und betrachtete ihr friedliches Gesicht, während sie schlief. Des öfteren stand er lange bei ihr, ohne dass sie jemals etwas davon merkte.
Er hätte es vermutlich noch lange Zeit so getan, hätte er nicht eines Tages seinen Traum in sein eigenes Haus getragen. Dort sah er letztendlich sich selbst. Er sah sich, wie er da lag und träumte.
Dies war der Moment, in dem er sich schwor, nie wieder zu träumen.
Am nächsten Morgen brach er in aller Frühe auf.
Er kehrte nie wieder nach Hause zurück.

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