Ein paar kurze Worte...
...über die Welt und auch ein bisschen über mich
Mittwoch, 11. Oktober 2006
Land der Distanz
Die S-Bahn kommt, ich steige ein. Sie ist nicht sonderlich voll, viele Plätze sind frei. Ich suche ein leeres Vierer-"Abteil" und setze mich in Fahrtrichtung. Ich höre Musik über meinen mp3-Player und schaue aus dem Fenster. An der nächsten Station steigen einige Leute ein, andere aus. Ich bin froh, dass sich niemand zu mir setzt.
Doch warum eigentlich? Wieso verdammt noch mal will ich eigentlich meine Ruhe haben? Was ist der Grund, weshalb ich mich stets auf Distanz zu anderen Menschen halte? Warum setze ich mich immer mit Abstand zum Rest, wenn ich niemanden kenne. Oder auch, wenn ich jemanden ein bisschen kenne und zu unsicher bin, ob es richtig wäre, sich zu ihm/ihr zu setzen? Und ich bin ja nicht der einzige.
Wieso ist in der Bahn nur genau jeder zweite Platz besetzt? Haben die Menschen solche Angst voreinander? Kann solch ein Verhalten Gesellschaft genannt werden?
An der Bushaltestelle warten die Menschen, jeder in einer Hausnische, an einen Pfahl gelehnt oder auf einer Treppe sitzend, Abstand haltend.
Im Restaurant sucht sich eine Familie das hinterste Eck aus, da es dort so gemütlich ist. Doch wollen sie in Wahrheit nur nicht zu weit im Geschehen drin sein?
Ist Berlin eine Stadt der Verkrümler? Der Schisser? Der Angsthasen? Bin ich der allergrößte Krümler, Schisser, Hase? Auf dem Land in Bayern grüßt man einen Fremden freundlich mit "Grüß Gott". Hier in Berlin grüßt man niemanden außer seine Freunde. Klar, Berlin ist groß, man trifft nicht nur zwei, drei Menschen am Tag. Und alle sind einem fremd. Ist es das? Sind die Menschen sich selbst als solche überdrüssig geworden? Sind wir schlichtweg zu viele? Hocken wir uns schon so dermaßen auf der Pelle, dass wir froh sind, wenn wir in Ruhe gelassen werden? Oder ist es Misstrauen?
Ich muss aussteigen. Zum Glück hat sich niemand neben mich gesetzt. Ich konnte meinen Gedanken ungestört nachgehen.
Deutschland - ein Land der Denker? Wohl eher ein Land der Einsamen. Ein Land der Distanz.

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