Ein paar kurze Worte...
...über die Welt und auch ein bisschen über mich
Dienstag, 10. Oktober 2006
Geht es uns wirklich so schlecht?
Geschrieben am Freitag (06.10.2006):

Geht es uns wirklich so schlecht, wie wir manchmal glauben?
Ich will euch mal eine Situation schildern:

Es geht um eine Familie. Eine junge Mutter, unter 30, drei Kinder, der Jüngste 7, die Älteste 10. Der Vater hat sich aus dem Staub gemacht und lebt mit einem 18jährigen Mädchen zusammen seit diese 14 ist. Unterhaltszahlungen sieht er nicht ein, dass er sie zahlen muss, somit ist die Mutter finanziell auf sich alleine gestellt.
Da die Kinder noch klein sind und der Kleinste mittags schon wieder aus der Schule kommt, kann sie tagsüber nicht arbeiten. Deshalb tut sie dies nachts. Über ihre genaue Tätigkeit weiß man nichts genaueres, doch man könnte sich so einiges vorstellen. Sie ist jung, trendy gekleidet, ihre Nägel sind aufwändig schick gemacht....
Auf die Frage hin, wann sie denn schlafe, kommt eine saloppe Antwort, sie brauche nur vier Stunden, dann sei sie wie neu geboren. Dass das nicht stimmen kann, dazu braucht man keinen Mediziner fragen.
Nun gut. Sie arbeitet also nachts, um tagsüber für die Kinder da zu sein. Das bedeutet aber, nachts sind die drei Kleinen alleine. Angeblich passt eine Freundin dann auf sie auf, die Kinder seien nie allein gelassen. Doch im Endeffekt stellt sich dann heraus, dass sie es doch sind.
Niemand, der sagt, dass nun der Fernseher ausgemacht werden soll, niemand, zu dem sie sich ins Bett kuscheln können, wenn sie Angst haben, einfach niemand, der für sie da ist. Die Zehnjährige hat dann die Verantwortung über ihre zwei kleinen Geschwister und wenn dann der Kleine nachts halt Durchfall hat und es nicht mehr bis aufs Klo schafft... tja, dann muss sie es mitten in der Nacht sauber machen. Dass sie in der Schule nahezu einschläft, ist daher kein Wunder. Doch das ist ja noch nicht alles. Was, wenn mal wirklich etwas Schlimmes passiert? Wer kann den Kindern großartig schnell zu Hilfe kommen?
Dass die Große nicht mit auf Klassenfahrt fahren will, weil sie Angst vor dem Alleinsein in der Nacht hat, sollte mal der Mutter beigebracht werden...
Kurz und gut... Die Kinder gehen morgens zur Schule, die Mutter ist zu Hause oder sonstwo, vielleicht schläft sie zwischendurch kurz. Mittags bis nachmittags trudeln sie allesamt wieder zu Hause ein, doch auf ein großartig reichhaltiges Mittagsessen sowie neue Klamotten müssen sie verzichten, da dazu das Geld fehle. Abends schläft die Mutter zwei Stunden, bevor sie zur Arbeit geht. Ab da muss die 10 Jahre alte große Tochter aufpassen... bis zum Morgen. Da ist die Mutter dann wieder da und es geht wieder los zur Schule.

Ob diese Schilderung hunderprozentig der Wahrheit entspricht, kann ich nicht sagen. Doch selbst wenn es nicht in allen Ausführungen so passiert, dann passiert es in hunderten oder tausenden Berliner Haushalten ähnlich.
Das sollten wir uns verinnerlichen, wenn wir uns das nächste Mal denken, die Welt stürzt zusammen, da wir es so schlecht hätten.

Ein Gutes hat diese Geschichte aber doch an sich: Die Mutter hat von sich aus eine Familientherapie gewünscht.

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