Ein paar kurze Worte...
...über die Welt und auch ein bisschen über mich
Dienstag, 10. Oktober 2006
Ein Morgen in Deutschland
Geschrieben am Mittwoch (13.09.2006):

Montag, 05:30 Uhr, eine Großstadt in Deutschland. Herr A (44) stellt den piependen Wecker aus und geht schlaftrunken zur Dusche. Er bewegt sich leise, um seine Frau und den Jungen nicht aufzuwecken.
Eine neue Woche beginnt. Eine Woche wie jede andere. Seit Jahrzehnten arbeitet er auf Baustellen, verlegt Gas-, Strom- und Wasserleitungen. Tag für Tag. Es ist ein Knochenjob, sein Rücken ist sehr wahrscheinlich bald kaputt. Doch er bekam immerhin einen festen Lohn und kann seine kleine Familie ernähren. Das ist ihm das Wichtigste. Allerdings weiß er seit letztem Freitag von der Notlage der Firma. Sie muss Mitarbeiter entlassen. Es ist noch nicht klar, wer das sein wird, doch es kann auch ihn treffen. Ihm wird bange und klar, dass er sich vermutlich bald nach einem neuen Job umsehen muss... Er weiß, wie schwer das in der heutigen Zeit ist. Hoffentlich wird alles gut, sein Sohn soll doch eine schöne Kindheit haben! Er seufzt, als er aus der Dusche steigt.
Er ist ein kleiner unbedeutender Mann, der nach dem Schulabschluss so viel Pech hatte. Doch geht er heute durch die Straßen, fühlt er einen gewissen Stolz, wenn er sich in Erinnerung ruft, dass seine Hände es waren, die den Menschen hier das Heizen und Waschen möglich gemacht haben. Sein Leben war zu etwas nütze. Und nun wird er gar nicht mehr gebraucht?

Am selben Tag in einer anderen Stadt in Deutschland, 10:00 Uhr. M. (25) verlässt den Trainingsplatz und geht mit seinen Mannschaftskollegen in den üppig gedeckten Speisesaal zum Frühstück. Das Trainingslager verläuft bislang gut, er versteht sich gut mit den anderen. Die meisten sind nett und der Trainer scheint auch recht okay zu sein.
Das erste Ligaspiel wurde zwar mit 1:2 verloren, doch da er den zwischenzeitlichen Ausgleich geschossen hatte, kommt ihm das nicht so deprimierend vor. Außerdem macht es schließlich auch für niemanden aus dem Team einen großen Unterschied. Gut, einen kleinen schon, schließlich gibt es eine Siegprämie von einigen tausend Euro, doch ob er sie nun bekommt oder nicht, macht auch nichts mehr aus. Sein Kontoauszug präsentiert ihm Monat um Monat süßere Zahlen. Es hat sich echt gelohnt, den Verein zu wechseln und ins Ruhrgebiet zu ziehen.
Übermorgen gehts in der Champions League nach England. Er fliegt gerne, überhaupt genießt er den gesamten Luxus, den er in Anspruch nehmen kann, seit ein Talentscout ihn damals in die Bundesliga holte. Seitdem beschränken sich seine Sorgen auf Pöbeleien mit Journalisten, Verletzungen und ab und zu familiäre Dinge. Dann schenkt er seiner Mutter einfach ein neues Auto und alle sind wieder Freunde. Sein Leben ist schon schön und einfach! Und das alles ohne Abitur oder Ausbildung!
Gleich wird sich M. bei der Massage richtig entspannen können.

...

Die beiden Geschichten sind frei erfunden, doch so in der Art könnten sie jeden Montag passieren.

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