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Donnerstag, 8. Mai 2008
Gustav
Autor: der_eumel, online seit 01:32 Uhr, Kategorie: Kurzgeschichten
geschrieben am Sonntag, 2. März 2008, 03:19:59 (also eigentlich noch Samstag)
Diese Geschichte handelt von Gustav. Gustav hatte dichte weiße Locken und war noch jungen Alters. Das klingt beim ersten Hören etwas verwirrend, doch entspricht diese Tatsache vollster Normalität, denn Gustav war ein Schaf. Kein besonderes Schaf, sondern ein ganz normales Durchschnittsschaf. Tagsüber war er auf der Wiese und fraß, nachts schlief er im Stall, der an der Weide angrenzte. Er war hier geboren worden und es gefiel ihm hier. Vor einiger Zeit hatte er noch einige Kameraden, aber dann waren sie eines Tages nicht mehr im Stall gewesen. Doch es war ihm egal. Er ging weiter auf die Wiese und fraß. Wenn ab und zu Menschen vorbei kamen und guckten, guckte er zurück. Und wenn sie ihm Löwenzahn durch den Zaun hielten, trabte er zu ihnen hin und fraß das leckere Grün. Ihm war es schnuppe, ob sie sich drüber freuten oder nicht, aber es schmeckte ihm. Im Grunde kümmerte Gustav überhaupt nichts. Wenn der Bauer seine Frau anschrie, zuckte er nur kurz mit den Ohren, wenn es drei Tage am Stück regnete, fraß er eben im Nassen und als im Gebüsch neben seiner Weide einmal ein Mädchen vergewaltigt wurde, hatte er nur kurz geschnaubt. Selbst als der Wolf zwei Lämmer der Nachbarherde gerissen hatte, ließ ihn das völlig unberührt. Nur eine Sache hasste Gustav: Immer wenn er in die Werkstatt geführt wurde und der Bauer ihn schor, wollte er am liebsten reißaus nehmen. Doch danach gab es meistens Rüben und ihm war die Welt außerhalb seines Stalls wieder egal. Eines Nachts erlaubten sich ein paar Dorfknaben einen Streich und öffneten das Tor zu Gustavs Weide. Gustav bekam das mit, der Bauer nicht. Er hätte weglaufen können, die unbekannte Welt hinter dem Zaun erkunden können. Doch wozu sollte er weglaufen? Was interessierte ihn das Unbekannte? Er konnte genauso gut hier fressen. So wurde das Gatter am nächsten Morgen wieder geschlossen und Gustav fraß weiter auf seiner Weide. Zwei Tage später wurde er geschlachtet. ... kommentieren |
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