Ein paar kurze Worte... |
...über die Welt und auch ein bisschen über mich |
Donnerstag, 20. März 2008
Im Irak - Pt. 4
Autor: der_eumel, online seit 00:46 Uhr, Kategorie: Kurzgeschichten
4/7
Sie gaben ihm regelmäßig zu essen, nichts Großartiges, aber es reichte. Ansonsten wurde er ignoriert. Niemand sprach ein Wort zu ihm, niemand kümmerte sich um ihn und seine Fragen. Und er fragte jedes Mal, wenn jemand kam. Er bettelte darum, flehte sie an, dass sie antworteten, ihm sagten, was sie mit seiner Familie gemacht hatten. Doch die Männer blieben stumm, gingen zur Tür hinaus und P. war wieder alleine. Drei Tage dauerte es, ehe etwas passierte. Er war beinahe dankbar dafür, auch wenn er nicht wusste, was geschehen würde. Doch die endlos erscheinende Zeit in dem kleinen Raum hatte ihn erdrückt und die Ungewissheit über die Zukunft quälte ihn. Am schlimmsten war die Ungewissheit gewesen, WANN endlich etwas geschehen würde. Nun, da es soweit war, bekam er plötzlich wieder stechende Angst. Möglich, dass dies seine letzten Stunden waren. Vielleicht waren draußen in der Welt Verhandlungen geführt worden. Vielleicht hatte jemand Lösegeld bezahlt. Oder eben auch nicht. Womöglich würde man ihn an einen entlegenen Ort bringen und ihn dort enthaupten, so wie es in manchen Videobotschaften von diversen Terroristengruppen zu sehen gewesen war. Er erschauderte. Doch er zeigtekeinen Widerstand. Es hätte keinen Sinn gehabt, sich zu wehren. Ein bärtiger Mann mittleren Alters schob auf der anderen Seite den Riegel zur Seite, öffnete knarrend die Tür und kam herein. Ihm folgten zwei weitere Araber, alle drei mit grimmigem Blick. P. sah auf und wusste sofort, dass er nun den Raum verlassen würde. Die Männer fesselten ihm wieder die Hände hinter den Rücken, doch schienen sie auf eine Augenbinde zu verzichten. Ohne weitere Kommentare gaben sie ihm unmissverständlich zu verstehen, dass er nun mit ihnen das Haus verlassen solle. Wie ein soeben verhafteter Straftäter ging er zwischen ihnen durch die Tür und durch den Raum mit den Waffen. Der Schrank war leer. Das ganze Zimmer war leer. Ohne stehen zu bleiben, schritt er durch die Eingangstür hinaus ins Freie und kniff die Augen zusammen. Nach drei Tagen konnte er endlich seine Beine wieder bewegen, war wieder unter freiem Himmel und im Licht. Es fühlte sich gut an. Die Sonne stand noch nicht sehr hoch, es war noch Vormittag, doch die Hitze war dennoch bereits enorm. Für einen kurzen Moment genoss er die Lichtstrahlen auf seiner Haut, auf seinen verstaubten Haaren, auf seinem dreckigen Hemd. Er sah sich um. Das Haus, das er soeben verlassen hatte, lag zwar nicht allein, aber nur in Gesellschaft eines halben Dutzends weiterer Gebäude. Und anscheinend wirklich inmitten der Wüste. Ringsumher war nichts als karge, äußerst spärlich bewachsene Sand- und Steinlandschaft zu sehen, einige Hügel, blauer Himmel. Eine Straße führte durch das winzige verlassene Dorf, kam aus dem Nichts und führte ins Nichts. Wie es schien, hatten die paar alten Häuser seinen Entführern als zeitweiliger Unterschlupf gedient. Nun versammelten sie sich alle auf der Straße und beluden Autos mit allen möglichen Kisten. Es waren nicht viele Männer, höchstens zwanzig, doch deutlich mehr, als P. bisher zu Gesicht bekommen hatte. Man führte ihn zu einem alten verrosteten Kleinbus, ein weißer Toyota. Mühsam stieg er mit gefesselten Händen ein und rutschte auf einen der mittleren Sitze. Sogleich wurde er flankiert von mehreren Irakis, alle bis auf die Zähne bewaffnet. Im Bus stank es nach Schweiß, Benzin und Tabak, doch P. war froh, etwas anderes riechen zu dürfen als seinen eigenen Gestank in seinem vorigen Gefängnis. Die ersten Autos, alles geländegängige Jeeps, setzten sich in Bewegung, voll besetzt mit für einen Krieg ausgerüsteten Arabern. P. fühlte sich unwohl, doch hatte er sich längst seinem Schicksal ergeben. Er würde es sowieso nicht mehr ändern können. Der Fahrer stieg ein und auch der Kleinbus fuhr scheppernd und holpernd los. ... kommentieren
liza iii.,
Donnerstag, 20. März 2008, 03:28
och, jetzt habe ich nur so wenig zeit und komme gar nicht dazu es jetzt alles zu lesen....
dein titel "ein paar kurze worte..." könnte eine aufpolierung brauchen *g* ... Link
wajakla,
Montag, 24. März 2008, 12:56
Mist, und ich dachte schon, mein "Ölabscheider" kommt ins Spiel, als es zum Auto ging... *ggg*
Bin schon gespannt, wie es weiter geht... ;-) ... Link |
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