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Samstag, 8. März 2008
Im Irak - Pt. 2
Autor: der_eumel, online seit 22:38 Uhr, Kategorie: Kurzgeschichten
2/7
Als ihm die Augen endlich entbunden wurden, blendete ihn das grelle Licht, das durch ein winziges Fenster hereinfiel. Er blinzelte und sah sich um. Der Raum, in dem er sich befand, war klein und dreckig. Es musste eine alte Ruine sein, so heruntergekommen wie die Wände waren. Die blanken Backsteine sahen heraus, von Putz keine Spur. Der Mann, der ihn gerade seiner Fesseln entledigte, trug einen dunkelgrünen Umhang, einen weißen Turban und ausgelatschte Turnschuhe von Adidas. Sein Bart war schwarz wie seine Augen und das Maschinengewehr auf seinem Rücken. So oder so ähnlich hatten sie alle ausgesehen, als sie P. und seine Familie überfallen hatten. Der Mann verließ wortlos den Raum und schloss die Tür. Ein Riegel wurde vorgeschoben und P. war alleine. Er rieb sich über die wunden Handgelenke. Seine Stirn pochte, doch man hatte die Blutung bereits gestillt und die Wunde versorgt. Es schienen hier andere Männer zu sein, humanere, auch wenn sie genauso aussahen wie die ersteren. Sie hatten ihm einen Krug mit Wasser dagelassen. Gierig trank er. Wo war er nur hereingeraten? Was hatte das alles zu bedeuten? Er war entführt worden, so viel war ihm klar. Aber wer waren die Männer und was wollten sie? Warum er? Wo waren seine Frau und seine Tochter? Um sie machte er sich die größten Sorgen. Was, wenn die rüden Männer die beiden verschleppt hatten und vergewaltigten? Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken und er bekam Angst. Er musste hier weg! Zu seiner Familie! Warum hatten sie sie nicht zu dritt mitgenommen? Es war zum Verzweifeln. Und er verstand kein einziges Wort, das die Männer sprachen. Er hätte zu gerne gewusst, was sie redeten. Wofür brauchten sie ihn? Welchen Zweck hatte er für sie? Zu Hause in Deutschland hatte er mit Landes- und Regionalpolitik zu tun, schrieb Bücher über die Gesellschafts- und Machtstruktur in der ehemaligen DDR oder das politische Mehrebenensystem der Bundesrepublik und die daraus resultierende Politikverflechtungsfalle. Ab und zu betätigte er sich auch als Berater für Wirtschaftsunternehmen. Wie irrelevant all dies nun erschien... Was wollten sie mit ihm? Niemals hatte er sich in ihre Angelegenheiten eingemischt. Die waren ihm sogar herzlich egal. Im Irak war er nur, weil ein seit kurzem hier lebender Freund und englischer Pharmazeuth ihn in Bagdad zu einem Arbeitstreffen bezüglich der Zusammenarbeit zwischen einem irakischen und einem deutschen Pharmazieunternehmen gebeten hatte. Der Gedanke an ihn machte ihn wütend. Da auch ihre beiden Familien gut miteinander auskamen, waren P.s Frau und Tochter gleich mitgekommen. Wären sie doch bloß zu Hause geblieben! Von wegen sichere Innenstadt! Überall Militär und doch war es den Entführern gelungen, sie unbemerkt verschwinden zu lassen. Insgeheim verfluchte er den Freund. Warum lud der ihn auch in den Irak ein? Er hätte sofort auf seine Zweifel hören sollen. Herrgott, Was hatten die Männer mit einem deutschen Buchautor und Berater vor? Gab es nicht tausend wichtigere Menschen, die man hätte entführen können? Er dachte an sein Haus in München. An seine Frau, an seine Tochter. An seine manchmal öde, aber dafür völlig ungefährliche Arbeit. Er wollte zurück... ... kommentieren
liza iii.,
Sonntag, 9. März 2008, 02:29
Du schreibst ja einen guten Stil! *klatscht erfreut in die Hände*
Darf man kleine Inputs anbringen? Falls ja, folgender Abschnitt ist für mich nicht ganz stringent: "Warum er? Wo waren seine Frau und seine Tochter? Um sie machte er sich die größten Sorgen." Die Frage, warum er entführt wurde, sollte nach der Frage nach seiner Familie eingeschoben werden, wenn die Familie seine grösste Sorge ist. :) ... Link
der_eumel,
Sonntag, 9. März 2008, 09:43
Hm, danke :D
Aber wie gesagt, es war späääät in der Nacht und ich habs einfach runtergeschrieben. Man könnte es aber auch anders deuten: Waren seine größten Sorgen die um das Wohlergehen seiner Familie, so drehten sich aber seine Gedanken vorerst ums eigene Schicksal, welches ja nun erst einmal komplett aus den geregelten Bahnen geworfen worden ist und er sich wohl oder übel in der neuen Situation zurecht finden muss. Der arme Kerl ist doch total überfordert... :( Prinzipiell hast du aber vermutlich recht ;-) Ich werde mal öfters auf sowas achten. Putte ruhig öfters mal ein paar Sachen in! :-P ... Link
ora.et.labora,
Dienstag, 11. März 2008, 19:11
Graaaargh! Meine Augen... was ist hier passiert? ;-)
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