Ein paar kurze Worte...
...über die Welt und auch ein bisschen über mich
Montag, 21. Januar 2008
Buchtipp: "Lautlos"
Folgenden Buchtipp habe ich in einem Forum mal geschrieben:
Wer viel Durchhaltevermögen hat und wen fette Bücher nicht abschrecken, kann sich ja mal an "Lautlos" von Frank Schätzing setzen.
Die Rahmenhandlung ist der G8-Gipfel in Köln im Jahr 1999, zu dem eine Menge hochrangiger Politiker bis hin zu Staatschefs wie Jelzin, Schröder oder Clinton kommen. Physiker und Bestsellerautor O'Connor befindet sich zufällig auch in der Stadt und freundet sich dort mit Kika an, welche vom Verlag den Auftrag hat, auf den launischen und dem Alkohol sehr zugeneigten, jedoch attraktiven Wissenschaftler "aufzupassen".
Durch puren Zufall kommen die beiden in merkwürdige Situationen, welche erahnen lassen, dass irgendetwas in der Stadt nicht in Ordnung ist. Sie machen sich daran, zu erforschen, was es mit O'Connors altem Freund Clohessy auf sich hat und was er in Köln treibt. Als sie merken, dass sie sich in akuter Gefahr befinden, haben sie ihre Nase bereits zu tief in die Vorbereitungen eines Verbrechens gesteckt, das nicht nur Köln sondern die ganze Welt in Aufruhr versetzen würde...

Der Roman ist stellenweise etwas langatmig, jedoch exzellent recherchiert und somit auch eindrucksvoll detailliert und realistisch. Auch sprachlich gehört Schätzing eindeutig zur ersten Liga. Er versteht es, die Spannung wie kaum ein anderer aufzubauen, zu halten und selbst nach dem Höhepunkt der Handlung noch weiter aufrecht zu halten. Bis zur letzten Seite dauert sie an.
Einziger Negativpunkt: Für meinen Geschmack sind ein paar Handlungsstränge zu vorhersehbar. Allerdings tut das der Spannung kaum einen Abbruch.
Neben vielen interessanten politischen und wissenschaftlichen Aspekten bietet das Buch auch eine ausführliche Liebesgeschichte, phantastisch formulierte Gedanken über Gott und die Welt, witzige Auszüge aus dem Leben eines kaum einschätzbaren Physikers, der jedoch alles andere als verwirrt ist, natürlich sämtliche Feinheiten eines Krimis und hervorragende Beschreibungen der Locations (vorwiegend der Flughafen Köln-Bonn), aber auch durchweg gute Dia- und Monologe. Was ich so genial an Schätzing finde, ist seine Art, sich unheimlich vielen zum Teil sogar ziemlich unwichtigen Themen so genau zu widmen, ohne dabei jedoch zu langweilen. Auf diese Weise unterbricht er zwar manch einen Spannungsbogen, aber spickt das Buch mit sehr vielen interessanten Dingen, die das Allgemeinwissen erweitern und den Charakteren Leben einhauchen. Dadurch wirkt das ganze Geschehen in keiner einzigen Zeile wie eine ausgedachte Geschichte.

Es ist kurz gesagt ein Roman, an dem absolut nichts zu kurz gekommen ist, kein Aspekt vernachlässigt wurde und in seiner Länge sehr viel an Inhalt bietet, ohne jedoch (für einen Leser, der einige Zeit hat und nicht jeden Tag nur drei Seiten liest) langweilig zu werden. Es ist ein Buch, das aufgrund seiner vielen verschiedenen Themen und Schwerpunkte schwer eindeutig in ein bestimmtes Genre gesteckt werden kann.

Ich kann das Buch eigentlich jedem nur empfehlen, der Spannung mag, ein wenig Zeit investieren kann und gewillt ist, auch Passagen zu lesen, die nicht unmittelbar mit Action geladen sind.



Rezensionen:
Erfahrungsbericht auf Ciao.de von "apti"

Kommentar zum Buch von "Kathrin Schröder" unter
http://www.krimi-couch.de/krimis/frank-schaetzing-lautlos.html:
Man kann sicher an einigen Stellen Sachfehler oder Logikfehler finden, aber mal ehrlich, welcher Schriftsteller macht sich noch die Mühe, so breit gefächert zu recherchieren, auf teilweise witzige Art dem Normalleser Denkanstöße zu geben und einen platten Thriller zu einem Bildungserlebnis werden zu lassen, wie Schätzing? Ich kann mich kaum erinnern, mich nach einem Roman an die "Nacharbeit" gemacht zu haben, um Bildungslücken zu schließen. Vielleicht liegt Frank Schätzing daran, seine Leser in Diskussionen zu verwickeln - und ehrlich - ich könnte über einige der Äußerungen der Romanfiguren sofort bei Rotwein - nicht bei Whisky - oder vielleicht doch? - streiten. Am liebsten mit Schätzing! Leider hab ich niemanden hier.
Und so ein Liam-O'Connor-artiges Wunderwerk habe ich selbst lieben dürfen, anstrengend und göttlich, ich verstehe Kika, deren Gedanken einer Frau tatsächlich aus der Seele sprudeln. Diese Liebe ist zwar am Ende idealistisch beschrieben, aber da kam es wohl sicher auf andere Dinge an. Schätzing bedient halt auch die breite Masse.
Das Buch ist amüsant, man muss aber auch lesen wollen! Ein bisschen Philosophie hier und da erweitert den europäischen Horizont für Europäer und Hausfrauen und wie Hallervorden in einem hunderte Jahre alten Sketch in ganz profanem Zusammenhang mal lehrte: "Je länger das Warten, desto höher das Verlangen!"

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An der Bar
O'Connor bestellte einen zwölf Jahre alten Laphroig, so ziemlich das Härteste und Außergewöhnlichste, was sich unter den Schottischen Destillaten auftreiben ließ. Der Barmann war stolz auf den Besitz der Flasche. Entzückt, endlich auf Kennerschaft gestoßen zu sein, machte er das Glas mehr als halb voll. Ein Odor nach Torf, Jod und Krankenversorgung wehte herüber. Der Mann war es gewohnt, Johnny Walker und Ballantines auszuschenken, eine vorwiegend desillusionierende Beschäftigung, wenn man dreifach von zweifach destillierten Spirituosen und die Speyside Malts von den Islay Malts unterscheiden kann. Um ein Haar hätte er O'Connor das Zeug spendiert, aber dann wären sie in der Verpflichtung gewesen, seinen Geschichten zu lauschen. Barkeeper sind wandelnde Speicherplätze von ungeheuren Kapazitäten. Wehe dem, der das Passwort kennt!

(Zitat aus: "Lautlos" von Frank Schätzing; S. 255/256; Hermann-Josef Emons Verlag, Köln, Taschenbuchausgabe März 2006, 10. Auflage)

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