Ein paar kurze Worte...
...über die Welt und auch ein bisschen über mich
Mittwoch, 11. November 2009
Eindrücke aus Kenia (1) - Verkehr & Matatus
Viele meiner Bekannten haben mich nach meinem Kenia-Aufenthalt mit großen Augen angeschaut, als ich ihnen erzählte, wie der Verkehr dort funktioniert. Viele von ihnen dachten, man würde alles laufen. Oder Fahrrad fahren... ich weiß es nicht. Jedenfalls staunten sie, als ich erzählte, dass dort eigentlich immer Stau sei. Die meisten hatten anscheinend gedacht, Kenia sei entwicklungstechnisch noch in der Steinzeit.
Ja, Kenia zählt zu den Entwicklungsländern, aber trotzdem gibt es dort natürlich Autos - und davon nicht zu knapp!
Ziemlich sicher sind es deutlich weniger als in Deutschland und bezogen auf die Bevölkerung gibt es wenige. Doch wenn man auf den Straßen in Nairobi unterwegs ist, so erstickt man fast am Gestank der Abgase und eine Fahrbahn zu überqueren ist meist unmöglich. Die Autos, die es dort gibt, sind zu 90% schrottreif. Sowas wie den deutschen TÜV gibt es nicht und das aus gutem Grund, denn ansonsten würde man Hunderttausenden die Lebensgrundlage nehmen. Wer hier ein noch so altes Auto besitzt, kann sich glücklich schätzen. Das Geld für Reparaturen oder einen neuen Wagen fehlt aber fast überall. So ist der Abgasgestank in der Stadt schlimmer als in der ehemaligen DDR!
Und dazu fahren sie alle wie die Besengten... Es herrscht Linksverkehr in Kenia, doch gefahren wird, wo Platz ist. Überholen tut man rechts wie links, Vorfahrt hat der Schnellere bzw. Dickere, Allzweckwaffen sind die diversen Hupen, die es in allen möglichen Tonlagen, Melodien und Geräuschen gibt (Nebelhorn, Tröte, Sirene, dreitönige Melodien,...). Doch schnell fahren geht nicht. Dazu ist auf den Straßen der Städte zu viel los. Es wird sogar mehr gestanden als gefahren, weil die Blechlawine komplett zum Stillstand kommt. Gerät man in den Abendverkehr, kann es vorkommen, dass man für 500 Meter eine Stunde braucht! Es existieren zwar an manchen Kreuzungen Ampeln, doch es gibt eigentlich niemanden, der sich dran hält. Geht ein Fußgänger bei Grün ohne nach recht zu schauen über die Straße, ist das wahrscheinlich seine letzte Aktion gewesen. Auch hier gilt das Recht des Stärkeren. Oftmals werden deshalb Verkehrspolizisten eingesetzt, denn wenigstens an deren Anweisungen halten sich die Kenianer.
Etwa 80% der Fahrzeuge Kenias sind Matatus. Das sind Kleinbusse, etwa in VW-Bus-Größe (normale Matatus), andere etwas größer und dicker (Matatu-Busse), die hier das wichtigste öffentliche Verkehrsmittel darstellen. Es sind weder Busse noch Taxis... irgendwie sowas dazwischen. Sie fahren bestimmte Strecken, halten aber an, wo man sie heranwinkt oder wo man aussteigen möchte. Und sie sind billig. Es gibt einen Fahrer und einen, der die seitliche Schiebetür auf und zu macht, die Passagiere zusammenquetscht, bis wirklich keiner mehr reinpasst und das Geld einsammelt. Die Haltezeiten werden so kurz wie möglich gehalten, ausgestiegen wird noch beim Bremsen, ein Losfahren mit bereits geschlossener Tür habe ich nie gesehen. Meistens springt der "Kassierer" erst beim Losfahren noch schnell auf.
Die offiziellen Matatus haben einen gelben Strich an der Seite, damit man sie erkennt. Doch auch die sollten Touristen eher meiden, besteht bei deren Fahrstil doch durchaus Todesgefahr. Die Fahrer, meist Angestellte, denen das Matatu nicht selbst gehört, fahren oft vollgepumpt mit Aufputschmitteln an die 20 Stunden pro Tag und schlafen in der Nacht kaum. Ab und zu sieht man dann eines der Matatus im Straßengraben...
Am eindrucksvollsten aber ist das optische Erscheinungsbild dieser Fahrzeuge: Fast alle sind bunt bemalt, mit Schriftzügen und Bildern übersät und Prominenten und Idolen wie Barak Obama, Nelson Mandela, Snoop Doggy Dogg, Eminem oder Shakira gewidmet. Aufgemotzt mit allerlei Schnickschnack gleichen sie eher Schlachtschiffen denn Bussen und aus dem Innern dröhnen die Bässe verschiedenster Musik aus extra eingebauten, lauten Boxen auf die Straße, meist HipHop oder Techno, je nachdem, was der Fahrer gerne hört. Bunte Lichter, rot, blau, grün, beleuchten spärlich das Innere der getönten Scheiben oder den Unterboden. Die Matatus könnten auch als fahrende Diskotheken Geld machen. Nur Platz zum Tanzen gibt es darin keinen.
Ich finde es toll, wie sehr die Matatu-Fahrer ihr Fahrzeug lieben. Mir scheint, Matatufahren ist kein Beruf oder Job, sondern ein Lebensgefühl und eine Identifikationsmöglichkeit. Definitiv ist jedes Matatu, das so bunt bemalt ist, ein Unikat.
Hier hab ich mal ein paar Fotos dieser schön anzusehenden Autos angefügt.
Ach ja, "Matatu" ist übrigens Kisuaheli und heißt "Problem"... Dass die Autos so bezeichnet werden, hat aber angeblich nichts damit zu tun, sondern in dem Fall leitet sich "Matatu" von einem anderen Wort mit ganz anderer Bedeutung ab. Welches genau, das hab ich vergessen...
Hier die Bilder:

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